Werte (Übersicht)

Die Rolle von Werten für den einzelnen Menschen

Werte spielen im Leben eines einzelnen Menschen eine wichtige Rolle. Als Vorstellungen von dem, was gesellschaftlich und persönlich wünschenswert ist, geben sie uns Orientierung für unser Handeln und den Umgang miteinander. Persönliche Wertvorstellungen sind maßgeblich dafür, wie wir unser Leben gestalten. Die in einer Gesellschaft geltenden Grundwerte wiederum bilden die Basis für ein friedvolles Miteinander und den sozialen Zusammenhalt„,
so fassen die Leitlinien für die Wertebildung von Kindern und Jugendlichen der Bertelsmann Stiftung die Rolle von Werten kurz zusammen. Selbstverständlich gilt das nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für jeden erwachsenen, verantwortungsvollen Menschen, denn die Suche nach den „richtigen Werten“ ist eine lebenslange Aufgabe beim „Streben nach einem geglückten Leben“.


Werte sind zum Einen an einzelnen Menschen gebunden. Sie sind deshalb von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und bestimmen sehr maßgeblich die Zufriedenheit im Leben.

Die Rolle von Werten in Gemeinschaften / Gesellschaften

Zum Anderen kommt es durch das Umfeld des einzelnen Menschen, wie zum Beispiel Familie, Religion oder Konfession, geografischer Raum (z.B. Wüste, Urwald, Küstengebiete, Gebirgstal, Flachland), Ethnie, Nation , internationale Bündnisse oder Beziehungen (EU, UN, NATO etc.), das Rechtssystem, das Wirtschaftssystem, das Sozialsystem zu sehr unterschiedlichen Werten. Nicht zuletzt prägen auch die geschichtlichen Erfahrungen einer Gesellschaft die Werte, welche von ihnen bevorzugt oder abgelehnt werden.

In weitgehend „geschlossenen, kleinen Gesellschaften“, wie z.B. Sippe oder Stamm, aber auch noch in Städten (Polis) können sich gemeinsame oder ähnliche Werte bilden, die das Zusammenleben in solchen Gemeinschaften ermöglichen und erleichtern. Je größer eine Gemeinschaft (Gemeinde -> Land -> Nation -> Staatenbündnis -> Weltgemeinschaft) jedoch wird, umso schwieriger gestaltet sich die Findung gemeinsamer Werte. Betrachtet man zusätzlich die gleichzeitige Einbindung in unterschiedliche Religionen, Rechtssysteme, Wirtschaftssysteme etc. (wie oben schon genannt) kommt es zu Wertekonflikten. Diese machen die Findung gemeinsamer Werte sehr komplex wenn nicht gar unmöglich — und kann sehr leicht zu gesellschaftlichen und internationalen Konflikten oder gar Kriegen führen.

Einen „Meilenstein“ bei der Findung gemeinsamer Werte für die „Weltgemeinschaft“ stellt die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 dar. Diese wurde als Reaktion auf die Gräuel des Naziregimes in Deutschland und des 2. Weltkrieges verabschiedet. Weil die allgemeine Erklärung der Menschenrechte völkerrechtlich jedoch nicht bindend ist bedarf es der Übernahme in die Verfassungen bzw. Gesetze der einzelnen Staaten..

Daher ist die universelle Anwendung in der Praxis nicht immer gewährleistet, denn die Ausgestaltung sowie der Schutz von spezifischen Menschenrechten ist von der politischen Auffassung und der damit verbundenen rechtlichen Durchsetzung innerhalb von Staaten und Institutionen abhängig, wie oben bereits dargestellt. (Quelle: Wikipedia).
Auch die „Egalität“ (z.B. Gleichheit von Mann und Frau) ist nicht in allen Staaten gegeben.
Schließlich ist das Konzept der Unveräußerlichkeit in Deutschland als eine Lehre aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Ewigkeitsklausel im Grundgesetz verwirklicht.
In Deutschland können die Menschenrechte In Deutschland niemandem entzogen — und auch nicht willentlich aufgegeben oder abgetreten werden. Ganz anders ist Situation in den meisten totalitären Diktaturen, bei denen die Menschenrechte willkürlich entzogen werden können.

Auf den Infoseiten der Bundeszentrale für politische Bildung finden sich zwei Beispiele von Staaten oder Bündnissen — in denen weite Bereiche der Menschenrechtserklärung unterschiedlich interpretiert oder gar negiert werden:
1. „Von einigen islamischen Statten wird kritisiert, dass allein westliche Werte berücksichtigt würden. Seit 1990 gibt es mit der Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam sogar eine eigene Erklärung, welche die Scharia als alleinige Basis der Menschenrechte ansieht. Diese steht in erheblichem inhaltlichem Widerspruch zur Erklärung der UN, vor allem in Bezug auf die Religionsfreiheit und die Gleichstellung von Mann und Frau.“
2. „China wiederum negiert weitgehend die Bedeutung individueller Rechte – kein Wunder: Inhalte der Menschenrechtserklärung wie Meinungsfreiheit oder freie und allgemeine Wahlen stehen im Gegensatz zu den Leitlinien des „sozialistischen Rechtsstaats chinesischer Prägung“.

Konflikte zwischen Wertesystemen

Wie oben dargestellt kommt es bei zwischenstaatlichen Beziehungen — mit zeitlich zunehmender Tendenz — zu erheblichen Wertekonflikten. Ganz aktuell sind die Bestrebungen vieler Länder zu beobachten, eine neue Weltordnung zu schaffen. Russland und China schreiten beobachtbar voran! Aber wird eine neue Weltordnung friedlich gefunden werden können ohne wenigstens einen Mindeststandard an gemeinsamen Werten zu finden? Oder wird es — eher zu erwarten — zu massiven Konflikten oder Kriegen führen?

Zu erwähnen seien in diesem Zusammenhang die Überlegungen der Stiftung Weltethos, die in der Erkenntnis der Ziel/- Wertekonflikte die zwischen Staaten bzw. Staatenbündnissen bestehen zu dem Schluss kommt, dass es „Keine neue Weltordnung ohne ein Weltethos“ geben könne. Die Stiftung Weltethos bezieht den Standpunkt, dass die Religionen hier eine herausragende Rolle spielen müsse und richtet sich mit ihrer Weltethos-Erklärung an religiöse wie nichtreligiöse Menschen.

Beispiel: Wertekonflikte in der Außenpolitik der „westlichen Nationen“

In Krisenzeiten ist die Verunsicherung der Menschen besonders groß. Allerorten hört man dann gebetsmühlenartig den Hinweis: Die Menschen und/ oder die ganze Gesellschaft möge sich an „Werten“ orientieren, ein „Leitbild“ haben. Der Gedanke dabei ist, sich gerade in schwierigen Zeiten besonders auf diejenigen Dinge zu konzentrieren „die es wert sind“ und weniger wichtige Optionen zurückzustellen. Dies schafft Kraft und Mut, Wege (auch neue Wege) bei den Problemlösungen zu suchen, zu finden und die Tatkraft, die anstehenden Belastungen nicht nur zu ertragen, sondern auch zu überwinden. Dies gilt vor allem, wenn die Werte klug gewählt sind („es eben halt wert sind“) und aus inneren Überzeugungen herrühren.

Wie oben bereits dargestellt findet man in unterschiedliche Gesellschaften auch sehr unterschiedliche, gar gegensätzliche Wertvorstellungen. Am Beispiel der Menschenrechte, welche „im Westen“ zwar weitgehend unumstritten sind, jedoch sehr häufig auch missachtet werden, zeigt sich der Wertekonflikt mit Staaten wie z.b. Russland, China, aber auch anderen, zum Teil autoritären Staaten oder Diktaturen.

Exemplarisch wird das erkennbar an der deutschen Außenpolitik. Hier bemüht sich die Außenministerin um einen außenpolitischen Paradigmenwechsel. Der Weg führt weg von einer „Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder“ (Politik der friedlichen Koexistenz) — zu einer „werteorientierten Außenpolitik„. So weit gut verständlich, jedoch seien hier auch Zweifel angebracht.

So schreibt Gabor Steinberg dazu am 17.01.2023 in einem Gastartikel bei der Zeitschrift Focus online: „Die westliche Außenpolitik ist zum Tummelplatz von Moralisten geworden. Man will den anderen nicht verstehen, sondern belehren. Und wenn das Belehren nicht fruchtet, will man den anderen bestrafen.
die Instrumente dieser Politik seien: “ … Einreiseverbote, Wirtschaftssanktionen, Länderembargos, der Boykott von Sportveranstaltungen und, gewissermaßen als Krone der Schöpfung, die Lieferung von Kriegsgerät an befreundete Akteure. …. Die USA hatten zu Zeiten der Trump Administration knapp 4000 Sanktionen gegen Firmen, Organisationen und Einzelpersonen erlassen“.
Zu den Auswirkungen mahnt Steinberg: „Wirtschaftssanktionen treffen die normale Bevölkerung in den sogenannten Schurkenstaaten. Die Medikamentenversorgung ist betroffen, die Nahrungsmittellieferung stockt, Arbeitsplätze gehen verloren. Agathe Demarais sagt: „Langfristig wird so der amerikanische Traum in den sanktionierten Ländern zerstört und der Antiamerikanismus gezüchtet.
Mit Hinweis auf den kürzlich verstorbenen ehemaligen Außenminister Henry Kissinger empfiehlt Steinberg: „Die Weltelite sollte dem 99-Jährigen zuhören. Es gibt gute Gründe, die Rationalität der neuen „wertebasierten“ Außenpolitik zu bezweifeln.

Einen interessanten Denkanstoß zu Kritikpunkten an einer werteorientierten Außenpolitik gibt die künstliche Intelligenz ChatGPT. Die Antwort habe ich hier aufgeführt.

Meine persönliche Meinung: In der aktuellen Situation der Welt — wo so vieles in Frage steht — sollte es keine „alternativlosen“ Deutungen der Welt mehr geben. Vielmehr ist es an der Zeit, an einfachen Lösungen sehr wohl Zweifel zu hegen, die Zweifel sehr ernst zu nehmen, gewissenhaft zu prüfen um in einem völlig veränderten Umfeld zu neuen Lösungsansätzen zu finden.

Nicht in Frage zu stellen ist, dass Werte dem einzelnen Menschen Orientierung geben.

Schließlich drücken Werte aus, was für uns wichtig ist, was wir schätzen, was wir möchten, wünschen und ersehnen. Sie geben uns Zuversicht, Mut und Tatkraft um auch schwierige Situationen zu meistern.

Die Frage sollte deshalb lauten: Welche Werte sind einem Menschen wichtig?

Oben war die Anwendung von Werten angeführt in der deutschen Außenpolitik angeführt. Die Außenpolitik liegt in der allermeisten Fällen außerhalb des Einflussbereichs eines einfachen Bürgers/ Menschen.

Die Frage: Welche Werte ihm wichtig sind muss sich jedoch jeder Mensch stellen wenn er möchte, dass sein „Leben gelingen kann“. Er muss sich klar werden was er schätzt, was er möchte, sich wünscht und ersehnt. Vor allem aber stellt sich diese Frage in allen Lebensbereichen des Menschen!